Tabellarischer Lebenslauf Friedrich Kiels

 

1821 8. Oktober: Friedrich Kiel wird in Puderbach, Kreis Wittgenstein (Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) als Sohn des Lehrers Johann Jost Kiel (1791 -1863) und der Johanne Marie Jung (1799-1862) im Haus Nr. 9 „Adams“ geboren (heute Friedrich-Kiel-Str. 3).
1827 Übersiedlung der Familie Kiel nach Schwarzenau an der Eder. Kiel beginnt „im sechsten Jahr (…), ohne die geringste Anweisung, aus eigenem Antrieb, (…) Klavier zu spielen, und auch selbst Manches zu komponieren“.
1832-1835 Musikunterricht beim Vater und dem Lehrer Karl Batta (1807-1893), Lehrer in Elsoff von 1827 bis 1865. Friedrich Kiel widmet seinem Lehrer Batta später „VII Fugen für das Pianoforte“, komponiert im Juli 1844 in Berlin.
1835 Der Superintendent Apollo Kneip stellt den jungen Friedrich Kiel dem Fürsten Albrecht I. zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1777-1851) auf Schloß Berleburg während einer Orchesterprobe der Hofkapelle vor (gegründet um 1725, aufgelöst 1904).
1835-1838 Violinunterricht bei Prinz Karl, dem Bruder des regierenden Fürsten. Mitwirkung in der Hofkapelle; Kompositionen für Solovioline mit Orchesterbegleitung; Variationen für Orchester.
1838-1840 Unterricht in Theorie und Komposition bei dem Kammermusiker und Flötisten Caspar Kummer (1795-1870) in Coburg.
1840 1. Mai: Konzertmeister der Berleburger Hofkapelle und Musiklehrer der fürstlichen Kinder. Kompositionen für Klavier mit Orchesterbegleitung; Ouvertüren für Orchester; Werke für Klavier zu zwei und vier Händen.
1842 30. Oktober: Friedrich Kiel verlässt Berleburg und reist über Kassel nach Berlin.
1842-1845 Dreijähriges Studienstipendium des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Studium bei Siegfried Wilhelm Dehn (1799-1858), Bibliothekar und Kustos der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Es entstehen zahlreiche Kompositionen, die nicht veröffentlicht werden.
1845-1866 Friedrich Kiel unterrichtet in Berlin als Klavier- und Harmonielehrer.
1852 15 Canons im Kammerstil für Klavier zu 2 Händen erscheinen als op. 1 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig im Druck. Das Werk ist Franz Liszt (1811-1886) zugeeignet.
1858 20. November: Friedrich Kiel debütiert als Komponist und Pianist in einem Konzert des Berliner Tonkünstlervereins (Stöcker’scher Saal); er spielt einige Kanons aus op. 1, drei Fugen aus op. 2 Sechs Fugen und zusammen mit dem Geiger Grünwald und dem Cellisten Dr. Bruns das Klaviertrio Nr.1 D-Dur, op. 3.
1862 8. Februar: Uraufführung des Requiems f-moll, op. 20, durch den Stern’schen Gesangverein in Berlin.
1863 November: Der Pianist Hans von Bülow (1830-1894) spielt in Berlin Kiels Variationen über ein schwedisches Volkslied für Violine und Klavier, op. 37. und in Leipzig die Variationen und Fuge f-moll, op. 17. Bülow setzt sich fortan nachhaltig für das Werk Friedrich Kiels ein.
1865 26. Mai: Friedrich Kiel wird Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin.
1866 1. April: Julius Stern (1820-1883) beruft Kiel als Lehrer für Komposition in sein Konservatorium (Stern’sches Konservatorium, gegründet 1850).
1867 21. März: Uraufführung der „Missa solemnis“, op. 40, und des Te Deums, op. 46.
Friedrich Kiel wird Ehrenmitglied des Berliner Tonkünstlervereins (gegründet 1844).
1868 Dem Komponisten wird der Titel „Professor“ verliehen.
1869 Uraufführung des 130. Psalms für Soli, Frauenchor und Orchester, op. 29.
25.August: Aufführung des Klavierkonzertes B-Dur, op.30 (1864), im Herzoglichen Hoftheater Meiningen unter der Leitung des Dirigenten Leopold Damrosch (Breslau); Solist: Robert Seidel (Breslau).
3. September: Friedrich Kiel und der Komponist Josef G. Rheinberger (1839-1901) begegnen sich in München.
Oktober: Joseph Joachim (1831-1907) beruft Friedrich Kiel an die neugegründete Hochschule für Musik in Charlottenburg als Lehrer für Komposition.
20. November: Kiel wird Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin.
1870 Verleihung des „Roten Adler-Ordens“.
1874 4. April: Uraufführung des Oratoriums Christus, op. 60, unter Robert Radecke in Berlin (Reichshallen).
20. November: Erstaufführung des Oratoriums Christus unter Carl Riedel in Leipzig (Thomaskirche). Verleihung des Ritterkreuzes II. Klasse des „Herzoglich Sächsisch Ernestinischen Hausordens“ (Sachsen-Altenburg).
1878 Berufung in das Kuratorium der Felix-Mendelssohn Bartholdy-Stiftung als ordentliches Mitglied durch den preußischen Kultusminister Dr. Falk. Friedrich Kiel bleibt bis zu seinem Tod (1885) im Kuratorium. Verleihung des Ritterkreuzes II. Klasse des Königlich Sächsischen Albrechtsordens
1879 Korrespondierendes Mitglied des Pariser Tonkünstlervereins „Société des Compositeurs de Musique“
Mai: Friedrich Kiel lehnt das Angebot zur Übernahme des Thomaskantorats in Leipzig (als Nachfolger Ernst Friedrich Richters, 1808-1879) ab.
1881 20. November: Uraufführung des Requiems f-moll, op. 80 in Berlin
1882 Januar bis August: Friedrich Kiel unterrichtet Ignacy Jan Paderewski (1860-1941) privat in Komposition und Klavierspiel in seiner Dachgeschosswohnung Berlin-Tiergarten, Lützowstr. 92; zeitweise zusammen mit Siegfried Ochs (1858-1929).
Friedrich Kiel wird zum Vorsteher einer Meisterschule an der Akademie der Künste und zum Leiter der Kompositionsabteilung der Hochschule für Musik ernannt. Er wird Mitglied des fünfköpfigen Direktoriums der Hochschule, zusammen mit Joseph Joachim, Ernst Rudorff, Adolf Schulze und Philipp Spitta.
1883 September: Verkehrsunfall mit einem Pferdewagen in Berlin. Kiels Gesundheit ist stark angeschlagen; sechswöchiger Aufenthalt in Montreux/Schweiz.
1884 25. April: Uraufführung des Oratoriums „Der Stern von Bethlehem“, op. 83, unter Joseph Joachim im Haus der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Im Winter verschlechtert sich Friedrich Kiels Gesundheitszustand zunehmend. Er reicht seinen Abschied ein.
1885 13. September: Friedrich Kiel stirbt in Berlin (Potsdamer Str. 81 a).
17. September: Bestattung auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg. Unter den Trauergästen weilt sein Schüler Ignacy Jan Paderewski. Seit dem 7. Oktober 1971 befindet sich Friedrich Kiels letzte Ruhestätte in seinem Geburtsort Puderbach/Wittgenstein an der südlichen Außenmauer der romanischen Wehrkirche aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts.